Der städtebauliche Entwurf beschäftigt sich mit der Neustrukturierung des Straßenzuges der Märkischen Straße zwischen Rheinlanddamm / Bundesstraße 1 und Neutor / Wallring in Dortmund vor dem Hintergrund gesamtstädtischer Überlegungen, auf deren Grundlage das Quartier eine eigene räumliche Ordnung und Identität bekommt und gleichzeitig stadträumlicher Bezug zu angrenzenden Gebieten geschaffen wird. Hergeleitet aus diesem entwickelten Gesamtkonzept wird - im Sinne einer Perspektiventwicklung für das ganze Planungsgebiet - für den Bereich am Neutor eine Bebauung konkretisiert, die in übergeordneten räumlichen Sequenzen der Bedeutung des gesamten Areals als „Stadteingang“ gerecht wird.
Dem Planungsgebiet kommt auf Grund seiner markanten Lage und Erschließungsfunktion im Stadtgefüge von Dortmund eine große Bedeutung zu, die durch seine formale Erscheinung zur Zeit nicht gestützt wird. Eine bauliche Entwicklung kann sich bei der vorgefundenen divergenten, fragmentarischen Situation nicht darauf beschränken, nur zu ergänzen und durch den Entwurf von Einzelmaßnahmen die zahlreichen Fehlstellen zu flicken oder zu verblenden. Vielmehr sollte eine großstädtische Stadtvorstellung für diesen Ort entwickelt werden, anhand derer ein Regelwerk für zukünftige Bebauungen erstellt werden kann, das eine inhaltliche und vor allem räumliche Kontinuität langfristig, auch vor dem Hintergrund unterschiedlicher zu erwartender Nutzungen, sicherstellt.
Der Entwurf beinhaltet eine Neudefinition der städtebaulichen Ziele und öffentlichen Räume auf Grundlage der vorgefundenen Struktur. Vorhandene fragmentarische Blöcke werden gestärkt oder durch Integration neuer Wegebeziehungen in kleinere Einheiten geteilt, da der Wirtschaftsstrukturwandel im Ruhrgebiet weniger Gewerbenebennutzflächen in den zu großen Höfen als aber repräsentative Adressen erfordert. Es wird langfristig der Austausch jeder Bebauung ermöglicht, jedoch nicht zwingend gefordert. Eine Integration vorhandener Bebauungen ist möglich. Die entwickelte Blockbebauung definiert den öffentlichen Raum mit einer mindestens sechsgeschossigen Bebauung; einer Ausnutzung (GFZ) der dadurch entstehenden Bauflächen, auch innerhalb der Höfe, sei nach oben keine Grenze gesetzt, sollte aber mindestens 3,0 betragen.
Im Zusammenhang mit der vorgeschlagenen Urbanisierung des Areals wird als visionäre Komponente langfristig eine Freistellung des Stadewäldchen-Parks als aufgelassener Block vorgeschlagen, um ihn zu einem wahrnehmbar öffentlichen Raum zu machen.
Der konkret beplante Bereich zwischen dem Platz von Rostow am Don und der Saarlandstraße ist ein stark frequentierter Knotenpunkt vieler Verkehrsverbindungen mit vielfältigen fußläufigen Verbindungen und kann sich als Bindeglied zwischen der City und dem Subzentrum Saarlandstraße entwickeln. Eine Durchführung des Grünzuges „Stadewäldchen“ durch das Gelände zur Stadt erscheint nicht angemessen und über die Kreuzung Neutor auch nicht erlebbar. Dieser Bereich wird als großer steinerner Platz ausgebildet, als weitläufiger, sehr öffentlicher Bereich. Die Offenheit der Struktur ist Ausdruck der vielfältigen Wegebeziehungen im Gelände. Maßstab und Charakter der Bebauung an diesem zentralen Punkt orientieren sich eher an der großmaßstäblichen Innenstadtbebauung und dem von Monumentalbauten geprägten Wallring als an der Blockbebauung des 19. Jahrhunderts. Es entstehen durch die Überlagerung der Typen Großblock und Hochhaus und ihrer jeweiligen Nah- und Fernwirkung unterschiedliche Raumfolgen bzw. fließende Stadträume. Die Bebauung hebt sich als städtebauliches Ensemble ab.
Die beiden neuen Blöcke an der Märkischen Straße und an der Saarlandstraße sind – im Kontrast zu der im Gesamtgebiet durch freie Parzellierung möglichen Stadtmasse - als großmaßstäbliche Monumentalbauten mit öffentlichem Charakter konzipiert. Hier gilt ein Block als ein Haus, mit allseitig ausgerichteten städtischen Fassaden und öffentlichen Nutzungen, die urbanes Leben befördern.
Die Hochhäuser am Platz von Rostow am Don bilden einen weithin sichtbaren Endpunkt der Kleppingstraße, der als Einkaufsstraße in der Innenstadt besondere Bedeutung zukommt. In Verbindung mit den beiden südlich gelegenen Hochhäusern entsteht ein übergeordneter räumlicher Zusammenhang auch über die trennende Bahnlinie hinweg.
Die Ensemblewirkung wird gestärkt durch eine einheitliche Pflasterung der Freibereiche aus einem grauen Granit, wie er auch auf anderen Dortmunder Plätzen zu finden ist. Der Bereich wird von jeglichem Ziergrün freigestellt, aber Gruppen von Platanen in gusseisernen Baumscheiben knüpfen an Dortmunder Traditionen an. Die Gebäude erhalten eine Fassade aus einem dunklen Klinker, der seine Vorbilder im Kaiserviertel oder am Union-Turm und dem davor befindlichen Appartementgebäude am Westentor und anderen Dortmunder Gebäuden hat. Die Fassade ist durch Differenzierung des Formates und der Detaillierung der Fenster im Bürogeschoss (Bel Etage) gegliedert und macht die angestrebte Nutzungsmischung erlebbar.
Die Nutzung der Großblöcke ist horizontal geschichtet: Tiefgaragen für öffentliche und private Nutzung mit getrennten Ausgängen, Mieterkeller in den Untergeschossen. Im Erdgeschoß über die gesamte Tiefe durchgesteckte Bereiche für Einzelhandel und Gastronomie hinter Arkaden, die sich zum Platz hin öffnen und dort für ein reges Treiben sorgen können. Im 1.Obergeschoss sind flexibel teilbare Einheiten für Büros, Praxen und Gewerbe vorgesehen. Die Wohnungen in den Geschossen darüber sind als Mittelgangtypen ausgebildet, um eine dem Großblock adäquate Erschließungsform zu erhalten. Die meisten Wohnungen sind als Maisonetten durchgesteckt und bieten zwei Qualitäten: direkten Bezug zur Stadt einerseits und auf der anderen Seite ruhige Zimmer zum Hof.
Die Hochhäuser sind je nach Lage als Appartementgebäude oder gemischt genutzte Bürogebäude ausgebildet. Am Platz von Rostow am Don ist auch ein Hotel denkbar. Alle verfügen in den Erdgeschossen und ersten Obergeschossen über Flächen für Einzelhandel bzw. Gastronomie.
Handzeichnungen in Tusche auf Transparent, reprographiert auf Kontrastpauspapier / Städtebauliches Modell in Ahornholz